Funktionsäquivalenz von Musik und Religion
9.00 Uhr
Begrüssung und Einleitung durch Prof. Dr. David Plüss Professor für Homiletik, Liturgik und Kirchentheorie an der Theologische Fakultät der Universität Bern.

Das Werk ist der Ritus – Neue geistliche Musik innerhalb und ausserhalb der Kirche
Ein Gespräch mit Dr. Roman Brotbeck Musikwissenschaftler und Prof. Lennart Dohms Dirigent und Studiengangsleiter MA Music Performance Hochschule der Künste Bern.

«Das Werk ist der Ritus», meint lakonisch der Komponist Jörg Herchet und benennt damit die weitverbreitete «Theologie der Neuen Musik», bei der das absolute Werk die Wahrheit schon enthält.

«Geistlich heisst nicht kirchlich» schreibt 1960 der 32-jährige Stockhausen, und er macht den Unterschied zwischen «geistiger» und «geistlicher» Musik, die erst dann entstehe, wenn das Rationale im Extrem irrationalisiert wird und «geistige in geistliche Musik umschlägt». Das Geistliche entsteht nach Stockhausen dann, «wenn es in den Drähten einer Konstruktion zu spuken beginnt.» Für Stockhausen ist das Geistliche die Störung, die Kurzschlüsse zwischen den Verdrahtungen der Konstruktion, das Scheitern des Absoluten.

Ausgehend von diesen gegensätzlichen Auffassungen des Geistlichen in der Musik stellen sich die beiden Referenten auch polemische Fragen:

Hat die Neue Musik in der Kirche überhaupt noch etwas zu suchen? – Und viel wichtiger: Kann sie dort überhaupt noch etwas finden?

Weshalb entstehen im 20. und 21. Jahrhundert so viele geistliche Werke ausserhalb der Kirche, z.B. für die Oper und den Konzertsaal?

Und warum gibt es so zahlreiche Passionen und so wenig «Gotteslob» in der zeitgenössischen Musik?

Diskutiert werden diese Fragen an massgebenden Werken und wichtigen musikalischen Vertretern des 20. Jahrhunderts, unter anderem LICHT, COSMIC PULSES und FREUDE von Stockhausen, «Arc-en-Ciel» von Ivan Wyschnegradsky, «Saint François d'Assise» von Olivier Messiaen, «Requiem für einen jungen Dichter» von Bernd Alois Zimmermann, «Glossolalie» von Dieter Schnebel, «Appels» von Michael Levinas oder auch «Wunderzaichen» von Mark Andre.

11.00 Uhr
Podiumsdiskussion

Mit Prof. Lennart Dohms, Dr. Roman Brotbeck und als Gast Dr. h. c. Hans Zender Komponist, Dirigent und Publizist.
Leitung durch Prof. Dr. David Plüss.


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Universität Bern Kuppelsaal Hauptgebäude | |  
Donnerstag, 22. Oktober 2015 | 09.00 Uhr


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