Vesper
Die Sintflut

 

Berner Kantorei
Johannes Günther Leitung
Daniel Glaus Orgel
Pfr. Beat Allemand Predigt

 

Willy Burkhard (1900–1955)
Die Sintflut, Kantate nach dem Bericht aus dem 1. Buch Mose op. 97(1954/55)
für gemischten Chor (vier- bis achtstimmig)

Die Verderbtheit des Menschengeschlechts
Die Berufung Noahs
Der Ausbruch der Sintflut
Der Sintflut Ende
Gottes Bund mit Noah und der Regenbogen

 

Vor 60 Jahren, am 18. Juni 1955, starb mit Willy Burkhard einer der bedeutendsten Schweizer Komponisten des 20. Jahrhunderts. Sein letztes wichtiges Werk ist die A-cappella-Kantate «Die Sintflut» op. 97, die er kurz vor seinem Tod fertigstellte. Sie entstand als Auftragswerk des Berner Kammerchors. Burkhard stellte Texte aus den Kapiteln 6–9 des 1. Buches Mose selber zusammen. Eine bezeichnende Wahl, denn Burkhard schätzte die biblischen Texte, «die mich von jeher besonders angezogen haben, einerseits ihrer überpersönlichen Aussage willen, andererseits ihrer Sprache wegen, die trotz höchster Bildhaftigkeit und poetischer Kraft nicht metrisch gebunden ist, ein Umstand, der meiner Kompositionsweise sehr entgegenkommt». Die Musik freitonaler Prägung, zuweilen herb in ihrer Klanglichkeit und doch von einer gewissen Sinnlichkeit, ist gekennzeichnet durch eine deutliche Wortdeklamation im Geiste der Alten Musik, offenbart dabei immer wieder subtilste Wortausdeutungen im Dienste des Ausdrucks und präsentiert sich in satztechnisch eindrucksvoller Vielfalt: vom streng akkordischen Satz bis hin zum imitatorischen Stil (Fuge) oder zum Chorrezitativ.
In der Kantate entfaltet sich in fünf Sätzen die dramatische Erzählung um die Vernichtung des Menschengeschlechts und den neuen Bundesschluss mit Noah. Nach den zerstörerischen Kräften des Bösen gibt es zum Schluss also doch eine Heilsbotschaft: «Der kompositorisch mittels einer durch die verschiedensten Tonarten auf- und absteigenden Vokalise dargestellte Regenbogen – einer der eindrucksvollsten Einfälle des Komponisten – verkündet das Heraufkommen der Erde, auf der nicht aufhören sollen ‹Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht›.» So schrieb der Musikwissenschaftler Kurt von Fischer 1980 in einem Aufsatz über die von Burkhard vertonten Texte. Abschliessend konstatierte er: «Überblickt man diese letzten Werke, so wird nochmals deutlich, wie sehr sich Burkhards Denken und Schaffen innerhalb ganz bestimmter Themenkreise bewegt. Für ihn ist die göttliche Bestimmung von Natur, Kreatur und Welt in der Hoffnung auf einen neuen Himmel und auf eine neue Erde gegründet. Von daher gesehen erscheinen denn auch Erde, Natur und Mensch auf der einen, Himmel und Transzendenz auf der andern Seite nicht mehr als unüberbrückbare Gegensätze. Solches bedeutet aber keineswegs, dass Burkhard nicht um die ganze Problematik und um das allgemeine Leid dieser Welt gewusst hätte.» Verwundert es da, dass zu seinen bedeutendsten Schülern Klaus Huber, Rudolf Kelterborn, Ernst Pfiffner, Armin Schibler und Ernst Widmer zählen – Komponisten, die sich allesamt nie mit dem sogenannt rein Musikalischen zufriedengaben?


Eintritt frei

Berner Münster | |  
Samstag, 24. Oktober 2015 | 17.30 Uhr


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